Lindy Hop & Swing

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Was ist Charleston?

Charleston ist Tanz zur Jazzmusik, stammend aus den 20´er Jahren des letzten Jahrhunderts. Doch diese Antwort würde dem mächtigen Vermächtnis und immer noch spürbaren Einfluss der Bewegung nicht Genüge tun.

Was genau ist also der Charleston? Wo liegen seine Wurzeln? Wie wird er getanzt und welches Lebensgefühl verkörpert dieser Swingschritt?

Was ist der Charleston?

Seinen Namen verdankt der Tanz einer wichtigen Hafenstadt in South Carolina. Charleston gehörte zu den drei wichtigsten Häfen der damaligen Zeit. Er war eine rege Verbindung zu New York. Die Menschen kommend von dort nannten sich selber Charlestons. Als sie die revolutionäre Schrittfolge mit in die große Stadt brachten, verpassten sie und die Fremden dem Tanz den Namen Charleston.

Oft wird der Charleston auch als Lindy Hop betitelt. Aber der Lindy Hop ist eine Tanzweise des Charleston.

Wo liegen die Wurzeln des Charleston?

Die Schritte selbst entwickelten sich vor allem unter der farbigen Bevölkerung zusammen mit dem Jazz. Es ist nie erst der Tanz da und dann wird eine Musik dazu komponiert. Menschen entwickeln zu einem neuen Beat einen neuen Tanz. So kam es, dass als eigentliche Geburtsstunde das Jahr 1923 gilt. Hier lief die Show "Running Wild" vom bekannten James P. Johnson, Jazz-Komponist, zum ersten Mal am Broadway.

Ganz genau genommen finden sich die wahren Wurzeln des Charleston aber bei den als Sklaven nach Amerika gebrachten Afrikanern. Sie kannten bereits um die Wende zum 20. Jahrhundert einen Gesellschaftstanz mit einer solchen Schrittfolge. Während also unter den damaligen Sklaven die Schritte bereits bekannt waren, adaptierten die ersten Jazzliebhaber sie vor allem zum Zwecke des Protests. Zusätzliche Aufmerksamkeit verschafften die Damen in den Flappern ihrer Darbietung durch sehr kurze Röcke und eine Bobfrisur. Außerdem verzichteten sie auf das damals übliche Tracht, unter anderem das Korsette.

Wie wandelbar die Grundidee des Charleston ist, zeigt sich erst später. Denn durch die kommende Weltwirtschaftskrise fehlte den Menschen Geld und Energie sich weiter dem beswingten Lebensgefühl zu widmen. Eine Zeit lang geriet der Charleston in der Öffentlichkeit in Vergessenheit. Doch kaum war die Zeit der Krise überstanden, keimte er in abgewandelter Form wieder hervor, unter anderem als "Lindy Charleston". Häufig werden die Begriffe, wie oben erwähnt, fälschlicherweise synonym gebraucht. Tänzerisch und auch musikalisch liegen ihnen aber unterschiedliche Entwicklungsphasen des Jazz zugrunde.

Der Charleston - ein Lebensgefühl

Running Wild Charleston Klassiker

Tatsächlich ist das Musical Runnin' Wild von 1922 nicht nur wegen seines neuen Beats bis heute ein historischer Marker; es war auch völlig neu, eine rein von Afroamerikanern besetzte Show im Amerika der Apartheid zu zeigen. Es gefiel dennoch durchaus.

Mit diesem Schritt auf die Weltbühne griff das "Charleston-Fieber" von der afroamerikanischen Bevölkerung auf alle übrigen US-Bürger über. Schon zwei Jahre später, 1925 schallten die swingenden Beats auch aus den Grammofonen in Europa. Schuld daran war vor allem eine Dame namens Josephine Baker. Sie tanzte den Charleston im Rahmen ihrer Show, die La Revue Négre hieß. 1928 zeigte der Film "Our dancing Daughters" Joan Crawford im Charlestonfieber. Heute würden die beiden Performer als "Influencer" bezeichnet. Sie schafften es über Grenzen und Hautfarben hinweg durch den Tanz ein Lebensgefühl zu transportieren.

Der Charleston war auch Geschlechterübergreifend - endlich waren nicht mehr nur Frauen verrückt danach, ihr Tanzbein zu schwingen, die Männer waren von dem ausdrucksvollen Tanz genauso angefacht. Sozialer Status, finanzieller Hintergrund, Herkunft von Stadt oder Land: all diese Grenzen verschwanden für die Zeit von Charleston Musik und Tanz.

Schon gewusst?

Zur damaligen Zeit war Alkohol in Amerika verboten. Mit dem Charleston wurde gegen die Prohibition auch Prostest ausgedrückt. Beispielsweise tanzten Damen die unmoralische Schrittfolge in Lokalen, die als Flappern in die Geschichtsbücher eingingen.

Wie wird der Charleston getanzt?

Der Charleston erinnert ein wenig an Teile des Twist, alle Gliedmaßen sind in Bewegung. Charakteristisch für die Swingart sind das Öffnen und Schließen der Beine mit den Händen an den Knien in leicht vorgebeugter Haltung. Weil dabei die Kehrseite wackelt und auch die Brüste in Bewegung kommen, war das Ausüben des Tanzes als unsittlich angesehen. Ebenfalls nicht fehlen dürfen Auf- und Abbewegungen, sowie die Beinkicks zur Seite oder nach vorne und hinten.

Es gibt verschiedene Arten. Entweder wird er solo oder als Paartanz getanzt. Metrisch betrachtet gehört der Charleston zu den schnellen Tänzen. Mit bis zu 75 Takten in der Minute ist er sogar schneller als der Wiener Walzer.

Eine kleine Anleitung

  • zuerst mit dem rechten Fuß einen Schritt nach vorne machen und mit dem linken Zeh jetzt in gleicher Richtung nach vorne auf den Boden tippen
  • danach mit dem linken Fuß nach hinten schreiten und nun den rechten Fuß mit den Zehen nach hinten tippen lassen
  • alle anderen Elemente werden gesondert voneinander ausgeführt und individuell kombiniert. Das ist fast revolutionär, denn auf der einen Seite ist der Charleston einer der ersten einflussreichen Gesellschaftstänze überhaupt und auf der anderen Seite lässt er wahnsinnig viel Spielraum für den persönlichen Stil.

Der Charleston heute?

Damals war dieser neue Jazzstil ein Gleichmacher auf allen Ebenen. Auch heute noch vereint er Liebhaber des Swing, Jazz und vielmehr von einem sorgenfreien, lebensbejahenden Gefühl ohne jeglichen Hang zur Exklusion.

In vielen Liedern und Tanzstilen finden sich Rudimente des originalen Charlestons aus den 20´er Jahren. Die Bobfrisur, die kurzen Röcke und die konträre Einstellung zum Establishment ist vielleicht selten besser nachzuvollziehen gewesen als heute. Wer zu dem leichten, beschwingenden Takt des melodischen Charleston tanzt, findet sich in einem realen Schwarz-weiß Tagtraum voller Hoffnung und Enthusiasmus wieder. Es ist wirklich ein Stück gelebte, sehr wichtige Geschichte. Ohne diese Bewegung wäre der Weg für den Rock'n Roll wohl nicht geebnet worden.