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50er Jahre

Das Familienleben in den 50er Jahren

Nach den schrecklichen Kriegsjahren gelang es den Deutschen, wieder aufzustehen und die fürchterlichen zurückliegenden Jahre zu überstehen. Man sehnte sich nach Harmonie und Frieden und begann, sein Leben neu zu ordnen. Aber wie lebten Familien in den 50er Jahren? Womit verbrachten sie ihre Freizeit und warum ist es heute so erstrebenswert an das Bild der Familie in den 50er Jahren zurückzudenken?

Frauenüberschuss wird zum Problem

Nachdem der Krieg überstanden war, vereinten sich in den 50er Jahren die Angehörigen wieder. Manch eine Familie musste schwere Verluste hinnehmen, denn viele Väter, Onkel und Söhne kehrten von der Front nie wieder zurück in ihre Heimat. Dies zeigte sich ganz besonders in den 50er Jahren, denn die Frauenquote war zu jener Zeit deutlich höher als der Anteil der Männer. Für ledige Damen im heiratsfähigen Alter wurde dies zum Problem, denn auf einen Mann kamen so gleich mehrere Frauen, die dann um die Gunst des Angebeteten kämpften.

Für manch eine Frau waren die Chancen auf eine Eheschließung und somit auch eine glückliche Familie gleich null. Dies bedeutete auch unter anderem der Weg aus dem elterlichen Haus und somit ein Weg in die Selbstständigkeit, denn als unverheiratete Frau war es fast unmöglich ein eigenständiges Leben zu führen.

Keine Chance für unverheiratete Paare

Paare ohne Trauschein hingegen hatten auf dem Wohnungsmarkt so gut wie gar keine Chancen, denn die langjährige Beziehung ohne Eheschließung war in den 50er Jahren verpönt. Als Paar ohne Trauschein konnte man bei einem Vermieter keine Wohnung erhalten, es blieb jungen Paaren also kaum eine andere Möglichkeit ein eigenständiges Leben zu führen und eine eigene Familie zu gründen als der Gang zum Traualtar.

Für viele war die Hochzeit auch ein Muss, denn nicht wenige junge Frauen, die in den 50er Jahren die Ehe schlossen, trugen unter dem Brautkleid bereits einen Babybauch. Für diese Zeit waren unverheiratete Eltern aber nahezu ein Skandal und so wurden schwangere Frauen nicht selten vom Elternhaus bedrängt und leider auch oft zur Ehe mit dem werdenden Vater gezwungen.

Jung verlobt, früh verheiratet

Wer sich trauen wollte, der musste sich vorher unbedingt verloben.

Die Eltern der Braut richteten eine standesgemäße Verlobungsfeier aus, bei der das baldige Brautpaar gebührend gefeiert wurde. Das Alter der Eheleute lag in den 50er Jahren deutlich unter dem Alter, in dem die meisten Paare in der heutigen Zeit vor dem Traualtar treten. Mit Mitte 20 waren bereits viele junge Frauen und Männer verheiratet und genossen erstmals die Unabhängigkeit vom oft strengen Elternhaus.

Keine öffentliche Liebesbekundungen

In den 50ern ging es sehr sittsam zu. Öffentliches Küssen oder Schmusen galt als unsittlich und war moralisch undenkbar. Selbst als Eheleute gehörte die öffentliche Zurschaustellung der Zuneigung in die eigenen vier Wände und keinesfalls auf die Straße.

Auch zu Hause wurde dann aufgrund der strengen Erziehung nicht zu freizügig gelebt. Junge Paare genossen sicherlich das intime Zusammenleben, Freizügigkeit wollte man aber meist nicht mal in den eigenen vier Wänden ausleben.

Wohnen in den 50er Jahren - ohne Prunk und Protz

Hatten die Nazis noch prunkvolle Häuser und Möbel geliebt, wollte man in den 50er Jahren seine meist neu aufgebauten Häuser und Wohnungen eher zweckmäßig und ohne viel Prunk und Protz einrichten. Man knüpfte mit seinen Einrichtungsgegenständen nicht an den auffälligen Möbelstil der Kriegsjahre an, sondern besann sich auf einfache Möbel mit klaren Linien und Strukturen, die dennoch Gemütlichkeit und behagliches Wohlfühlen versprachen.

Qualität war der größte Anspruch, auch wenn man für die Einrichtung der ersten ehelichen Wohnung kein großes Budget zur Verfügung hatte. Erst gegen Mitte der 50er Jahre begann man sich für komfortable und moderne Einrichtungsgegenstände zu interessieren. Die Vorreiter kamen aus den USA und gelten bis heute als Klassiker des modernen Möbeldesigns.

Hausfrauendasein

Während der Mann in den 50er Jahren nicht nur Oberhaupt der jungen Familie war, war er auch alleiniger Verdiener. Für Frauen gehörte es sich nicht, arbeiten zu gehen. Ihr Platz war zu Hause, ihre Tätigkeit die Ordnungshaltung, Kindererziehung und die Sorge um den Ehegatten. Um diesen drehte es sich auch überwiegend. Kam der Gatte nach einem anstrengen Arbeitstag nach Hause, musste ein deftiges Mahl bereits auf dem Tisch stehen, um den sich dann die gesamte Familie zu versammeln hatte. Man besprach den Tag und genoss die gemeinsame Zeit beim Abendessen.

Für die Hausfrauen der damaligen Zeit war es üblich, sich dem Gatten unterzuordnen und ihn nach Feierabend zu bedienen. Die Frauen die einen Mann für die Eheschließung und Familiengründung gefunden hatten, waren glücklich darüber, einen eigenen Haushalt führen zu können und somit ein, zumindest teilweise, selbstständiges Leben führen zu dürfen.

Neue Technik erleichtern den Alltag der Hausfrau

Zu Beginn der 50er Jahre war das Dasein als Hausfrau ein anstrengendes Dasein, denn Wäschewaschen ging nur per Hand, das Spülen des Geschirrs war ebenfalls zeitaufwändig und kostete einige Mühen. Den Haushalt perfekt in Ordnung zu halten war damals keine leichte Aufgabe.

Erst als Mitte der 50er Jahre durch moderne Technologien Haushaltsgeräte wie Waschmaschine oder Staubsauger Einzug in die deutschen Haushalte hielten, wurde das harte Tagewerk der ordentlichen Hausfrau enorm erleichtert. Jedoch waren diese modernen Haushaltsgeräte damals nicht für jede Familie erschwinglich und so wurden die Hausfrauen, die durch die technischen Geräte eine Erleichterung erhielten, oft von anderen Damen aus der Nachbarschaft beneidet.

Die Rolle der Frau in den 50er Jahren

Die gute Frau durfte sich nur zwei Fragen am Tag stellen:

  1. Was ziehe ich heute an?
  2. Was soll ich meiner Familie heute zum Abendbrot kredenzen?

Die Sorge um den perfekt geführten Haushalt sowie um die Behaglichkeit im eigenen Heim war für die Frau der 50er Jahre die größte Aufgabe. Nach den Bedürfnissen der Kinder, die ebenfalls im Aufgabengebiet der Hausfrau und Mutter lagen, waren vor allem die Wünsche des Gatten von großer Bedeutung. Die Frau hatte sich ihrem Ehemann unterzuordnen. Dieser durfte sogar eiserne Regeln vorschreiben und so den Alltag seiner Gattin bestimmen.

Kindererziehung in den 50ern

Bevor man in den 70er Jahren seine Kinder liberal und liebevoll erzog, war Strenge in den 50er Jahren an der Hausordnung. Erziehungsmaßnahmen waren in den 50er Jahren vor allem durch Gewalt geprägt. Ungehorsame Kinder wurden mit Schlägen zu Zucht und Ordnung gerufen. Erst später macht Pädagogen und Mediziner darauf aufmerksam, dass eine liberale und gewaltfreie Erziehung der Kinder angemessen sei.

Wie sah die Freizeitgestaltung der Familie in den 50er Jahren aus?

War das Kino noch eine interessante Beschäftigungsmethode in den 1920er bis 1940er Jahren, so zogen in den 1950ern erstmals TV-Geräte in die Häuser und Wohnungen der Deutschen ein und lösten das Lichtspielhaus immer mehr ab. So kam es, dass Familien besonders am Samstagabend vor dem Fernseher zusammenkamen und die großen Stars dieser Epoche bewunderten. Während bei älteren Zuschauern Filme mit Mario Adorf, Senta Berger oder auch Catarina Valente für große Begeisterung sorgten, erfreuten sich junge Familien eher an großen Samstagabendshows, wie "1:0 für Sie" mitPeter Frankenfeld, genauso wie "Vergissmeinnicht" oder "Der große Preis" mit Wim Thoelke. Musikalisch sorgte Elvis Presley auch im Nachkriegsdeutschland für beliebte Tanzmusik und fesselte nicht nur die jungen Zuhörer mit seiner markanten Stimme.

Wer nicht vor dem Fernseher oder dem Plattenspieler saß, der betätigte sich gern auf sportliche Art und Weise. Waren einige Amerikaner nach dem Ende des Krieges in der Bundesrepublik geblieben, eröffneten einige von ihnen erste Bowlingcenter in Deutschland, die vor allem junge Leute begeistern konnten.

Einmal im Jahr gönnte sich die Familie eine Auszeit und wer das nötige Kleingeld hatte, kaufte sich jetzt einen Wohnwagen und fuhr mit der ganzen Familie auf europäische Campingplätze in Italien, Griechenland oder nach Spanien.


Letzte Änderung: 13.01.2019

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