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Was wissen wir überhaupt vom Flair der Zwanziger Jahre? 20er Jahre Magazin
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Lindy Hop & Swing

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20er Jahre

Was wissen wir überhaupt vom Flair der Zwanziger Jahre?


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Sie waren faszinierend, diese Zwanziger! Diese letzten Jahre der Weimarer Republik haben in erster Linie das Bild von Berlin geprägt. Man war im dortigen Berlin mit dieser wilden Zeit besonders eng verbunden. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurde durch die harten Reparationen der Verträge von Versailles die Mehrzahl der deutschen Bürger zu Arbeitslosigkeit und Hungersnot und sogar oft in Bettelei gezwungen. Verkrüppelte und seelisch geschlagene Kriegsheimkehrer mussten ohne die heutigen medizinischen Möglichkeiten ihr erbärmliches Leben fristen. Doch die Berliner - und nicht nur die - waren hungrig! Hungrig nach Leben! Und sie sorgten in dieser verwirrend schnelllebigen, befreienden und doch gleichzeitig oft beängstigenden Zeit für neue Impulse und Ideen.


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 Von Politik wollte auf der Straße kaum noch einer etwas wissen. Aber in diesen Bereichen pulsierte das Berliner Leben:

  • Kunst ...
  • Mode ...
  • Musik und Tanz ...
  • Kino, Film und Bühne

das war es, wonach sich die Berliner der Straße und auch die der feinen Gesellschaft sehnten! Und sie sollten es bekommen. Und nicht nur in Berlin, aber dort besonders!

Die Kunstrichtung der Zwanziger Jahre: die Neue Sachlichkeit

Die führende Kunstrichtung der Zeit nach dem 1. Weltkrieg hatte sich schnell in der Weimarer Republik durchgesetzt. Oft enttäuscht und vielfach desillusioniert verarbeiteten nach den harten Kriegsjahren viele Künstler ihre Ängste und negativen Erlebnisse in ihren künstlerischen Werken. Ob KünstlerInnen wie Käthe Kollwitz, Max Ernst in Berlin und André Breton in Paris prägten mit ihren Arbeiten den neuen Begriff des Surrealismus. Paul Klee, Wassily Kandisky, Otto Dix und viele andere vertraten den Stil der 20er nachhaltig.

Mode wurde nicht nur neu erfunden - sie wurde gelebt

Der 1. Weltkrieg und fast alle Folgen der Hyperinflation waren relativ gut überwunden - oder zumindest zeitweilig aus den Köpfen verbannt. Denn man wollte ja leben - und wieder genießen! Die Goldenen 20er Jahre, die "Roaring Twenties" - wie sie auch in Großbritannien bekannt waren - hatten inzwischen einen neuen Wirtschaftsboom ausgelöst. Viele Menschen verdienten wieder gut - und das Geld wollte man ja auch in Umlauf bringen. Für die Frauen ergaben sich inzwischen auch neue Berufsfelder, denn nach dem vergangenen Krieg herrschte Frauenüberschuss! Konservativ eingestellte Mitmenschen bezeichneten das damals aufgekommene Schlagwort "die neue Frau" als Schimpfwort. Aber die Frauen setzten sich durch! Auch schockierende Accessoires wie der endlosen Zigarettenspitze waren für sie kein Tabu! Vom Korsett befreit und leicht, luftig locker in einem neuen Look fühlten sie sich wohl. Der Rocksaum wurde immer kürzer und kürzer und endete manchmal gerade noch am Knie. Die neu entwickelten Stoffe aus teilweise synthetischen Fasern waren heiß begehrt. Die eleganten Seidenstrümpfe waren geschmeidig und wurden manchmal als skandalös bezeichnet. Auf dem Barhocker sitzend, die Zigarette mit der eleganten "Endlosspitze" in der rechten Hand, in der linken das Champagnerglas - ja, das waren die neuen Zeiten vieler Frauen. Die schicken Kleider betonten zwar die weiblichen Formen nicht unbedingt, da sie den Blick dezent von Brust und Taille weg und dann auf die Hüfte richteten. Man konnte diese Mode aber keinesfalls als unsexy bezeichnen. Die neue Sinnlichkeit entstand nämlich auch durch raffinierte Accessoires. Perlenketten, Boas, Stirnbänder und ein laszives, manchmal zu farbenfrohes Make-Up und dazu kam noch die unausweichliche Handtasche. Und dann noch der chice, modische Bubikopf! Er löste gegen manchen hartnäckigen Widerstand der älteren Generation die alten Zöpfe und Schnecken mit den unvermeidlichen Haarnadeln ab. Als Paradebeispiel für dien Stil der Mode in den 20er Jahren gilt auch das "kleine Schwarze", durch welches Coco Chanel in dieser aufregenden Zeit berühmt wurde. Es war alles anders geworden, als man es vorher gedacht hatte - auch die Mode. Von den verstaubten, verklemmten und oft verlogenen Moralvorstellungen der einstigen Kaiserzeit war nun kaum etwas übrig geblieben. Frau traute sich was!

Musik & Tanz

Jazz, Swing, Black Bottom und besonders der "Charleston" (aus der Hafenstadt Charleston in South Carolina) fanden schnell ihren Weg aus Amerika nach Europa. Die noch ein wenig verpönte "Negermusik" fand in "Old-Germany" sehr schnell ihre Anhänger. Und das besonders in Berlin. Dort machte die Tänzerin Josephine Baker mit ihrem Bananen-Kostüm und natürlich dem Charleston eine steile Karriere. Die zweite Hälfte der Zwanziger Jahre ließ das kulturelle Leben vor allen Dingen in den Großstädten aufblühen. Theater, Kinos, Ballhäuser und Varietés waren gut besucht - hatte man doch so lange auf diese Vergnügungen verzichten müssen. Eine weibliche Erscheinung des Jazz Age z. B. sind die "Flapper Girls" und die Garconne (nach dem 1922 erschienenen Roman "La Garconne" von Victor Margueritte): Sie tanzten zu Jazz und Charleston in den vielzähligen, auch neu entstandenen Clubs, sie tranken überwiegend Alkohol und rauchten, trugen auffälliges Makeup, oft Stirnbänder und immer wieder die langen Zigarettenspitzen in der Hand. Sie lebten für sich und für den Moment. Als männliches Pendant begaben sich die Eintänzer oder "Gigolos" - oft ehemalige Offiziere, die durch das Ende des "überlebten" Krieges nun arbeitslos waren - in die Hände der endlich selbstbewussteren Frauen, die Spaß an dieser neuen Musik und dem Tanz hatten.

Auch der Schlager hatte sich gemausert. Zahlreiche Nonsens-Texte - sehr zum mitsingen geeignet - erfreuten sich großer Beliebtheit. Die Titel wie "Mein Papagei frisst keine harten Eier" oder "Wer hat bloß den Käse zum Bahnhof gerollt?". hören sich für heutige Ohren seltsam an. Die Menschen zu dieser Zeit liebten sie! Und sie verehrten auch die "Comedian Harmonists"- ein Sextett, welches seit der ersten Schallplattenaufnahme mit Liedern wie "Ein Freund, ein guter Freund" und " Veronika, der Lenz ist da" in dieser Zeit eine beispiellose Karriere machte.

Und dann kam das Radio!

Und dann kam das Radio - im Oktober 1923 war es endlich da! Radioapparate wurden zu dieser Zeit noch Detektoren genannt. Sie wurden aus Kostengründen oft noch selbst zusammengebaut. Aber das sollte sich schnell ändern! Bald konnte man Schlager, Operetten, Konzerte und Lesungen aus diesem tollen Teil hören. Nur von Politik wollten die Menschen aus dem Radio nichts hören!

Kino und Film boomen, und die Bühne wird experimentell

Die Stummfilme der Zeit nach dem 1. Weltkrieg - wie z.B. METROPOLIS von Fritz Lang - wurden abgelöst von wunderbaren, neuen Regisseuren mit zündenden Ideen. Deutschland war zu dieser Zeit schon der Staat in Europa, welcher die meisten Kinos hatte. Und nicht nur das: es wurden in den 20er und 30er Jahren in Deutschland mehr Filme produziert als in ganz Europa zusammen. Und zu jedem Kinobesuch gehörte ein "Vorfilm" (Reise- oder Naturfilm) und die sehr beliebte "Wochenschau". Berühmte Lichtspielhäuser waren z.B.in Berlin der Ufa-Palast, das Marmorhaus und das Capitol. Ja, auch das Kino befand sich in einem radikalen Wandel. Charlie Chaplin faszinierte im "Goldrausch" von 1925 und Walt Disney präsentierte 1928 den ersten Auftritt von Micky Maus. Und auch aus Hollywood kam 1927 der erste Tonfilm und setzte neue, aufregende Maßstäbe. Es wurde endlich im Film gesunden und gesprochen!

Die Filmstudios in Potsdam-Babelsberg hatten viel zu tun! Die UFA war nach den Filmemachern Hollywood zur zweitgrößten Filmfirma der Welt geworden und hatte Produktion, Verleih und die Lichtspielhäuser alle in einer Hand. Und die Stars der neuen Filmindustrie gaben sich in den Studios die Klinke in die Hand: Marlene Dietrich, Lilian Harvey, Greta Garbo, Emil Jannings, Heinz Rühmann und viele andere. Regisseure wie Lubitsch, Murnau, Sternberg drehten später Filme wie "Der blaue Engel", "Die drei von der Tankstelle" oder auch "Der Kongreß tanzt".

Auch für die große Bühne hatte die unerträgliche Zensur und das strenge Kunstdiktat des Kaiserreichs in den Zwanziger Jahren nun endlich ein Ende gefunden. Gesellschaftskritische Theaterpremieren wie die "Dreigroschenoper"* von Brecht oder die Tragikomödie "Der Hauptmann von Köpenick" von Zuckmayer kamen gut beim Publikum an. Troller, Piscator und Brecht zum Beispiel stellten ihr künstlerisches Schaffen als Regisseur, Dramaturg oder Intendant in den Dienst ihrer politischen Ideen.

Heute ist es wieder sehr modern, eine Party im Stil der Zwanziger Jahre zu feiern! Lass Dich von diesem Flair noch einmal verzaubern - mach einfach Party in diesem vergangenen, aber so nachhaltigen Stil!


Letzte Änderung: 29.11.2018


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